Beim Tiefstreu Stall wird der Boden mit einer anfangs circa 15 bis 30 Zentimeter hohen Schicht aus organischem Material wie Stroh, Holzspäne oder Häcksel, in selteneren Fällen auch aus Holzpellets oder Miscanthus (Elefantengras) eingestreut. Am Ende kann die Höhe der Tiefstreu bis zu 80 Zentimeter betragen.
Bei dem System wird zwischen Einflächen- und Zweiflächen-Tiefstreustall unterschieden.
- Beim Einflächen-Tiefstreustall wird der komplette Stall bis auf den Futtertisch eingestreut. Da die Mistmatratze kontinuierlich wächst, müssen Futter- und Tränkestellen möglicherweise höhenverstellbar sein. Das System ist eher in der ersten Mastphase üblich und nicht für die Endmast geeignet.
- Beim Zweiflächen-Tiefstreustall wird nur der abgesenkte Liegebereich eingestreut, was den Strohverbrauch deutlich verringert. Im Fress- und Laufbereich ist der Futtertisch meist erhöht und der Boden in der Regel mit Gummimatten, Betonböden oder Spaltenböden ausgestattet. Zur besseren Trennung der Bereiche kann zusätzlich mit Trenngittern oder mobilen Wänden gearbeitet werden. Gerade zu Beginn der Einstreu befinden sich zwischen den Bereichen Stufen, die von den Tieren überwunden werden müssen, bis die Tiefstreu ihre maximale Höhe erreicht hat.
Bei beiden Systemen bietet die dicke Schicht den Bullen und Mastrindern eine komfortable Liegefläche (Matratzensystem). Sie wird täglich oder mehrmals pro Woche in kleineren Mengen nachgestreut und damit kontinuierlich aufgebaut. Dabei vermischt sich die Tiefstreu mit dem Mist der Tiere und bindet Nässe und Gerüche. Die unteren Schichten werden im Laufe der Zeit fermentiert, wodurch sich Wärme bildet, die sich insbesondere bei kälteren Temperaturen positiv auf das Stallklima auswirken kann.
Das System funktioniert am besten, wenn der Maststall gut belüftet ist und die Tiere nicht im eigenen Mist liegen. Daher ist regelmäßiges Nachstreuen essenziell. Bei schlechter Pflege kann es schnell zu Problemen wie Ammoniakbelastung, Klauenkrankheiten oder Liegegeschwüren kommen.
Entmistet wird je nach Grundvoraussetzungen im Stall: Bei Langzeit-Tiefstreu mit Matratzensystem, guten hygienischen Bedingungen und optimaler Belüftung wird die Schicht höchstens zwei- bis viermal im Jahr mit dem Frontlader oder Schrapper vollständig entfernt, – auf jeden Fall aber am Ende des Mastdurchgangs. Dann beginnt der neue Durchgang mit frischer Streu. Unter weniger optimalen Bedingungen (zum Beispiel bei schlechterer Belüftung oder hoher Feuchtigkeit) muss unter Umständen alle vier bis sechs Wochen komplett entmistet und mit frischer Streu neu aufgebaut werden.
Da die Rindermast mit Tiefstreu beziehungsweise auf Stroh einen hohen Aufwand an Einstreumaterial, Betriebskosten und Arbeitszeit mit sich bringt, finden sich Tiefstreuställe vor allem in kleineren oder Bio-Betrieben. Bei der Endmast sind sie weniger üblich, bei der Aufzucht von Kälbern, Fressern (männlichen Jungrindern) sowie Färsen jedoch verbreitet.