Erfolgreiche Milchviehhaltung

06.08.2025 – Landwirte, die heute wirtschaftlich und tiergerecht Milch produzieren wollen, müssen viele Faktoren im Blick behalten: von der Auswahl geeigneter Rinderrassen über Fütterung, Haltungsform und Melktechnik bis hin zur Stallplanung und Gesundheitsvorsorge. Erfahren Sie, was erfolgreiche Milchviehhaltung ausmacht – und wie Sie Ihren Betrieb zukunftsfähig aufstellen.

Inhaltsverzeichnis

BayWa-Services für die moderne Milchviehhaltung

Die artgerechte und wirtschaftliche Haltung von Milchkühen erfordert Fachwissen, Erfahrung und die richtige Ausstattung. Ob es um Stallbau, Fütterungstechnik oder Tiergesundheit geht – die BayWa begleitet Sie mit umfassendem Know-how aus über 100 Jahren Praxis in der Landwirtschaft. Unsere Fachberaterinnen und Fachberater unterstützen Sie individuell bei der Optimierung Ihrer Milchviehhaltung und bieten passende Lösungen für jeden Betriebsstandort – vom Familienbetrieb bis zur großen Milchviehanlage. Profitieren Sie von hochwertigen Produkten, praxisnaher Beratung und innovativen Services. Kontaktieren Sie uns gern per E-Mail, über das Kontaktformular oder direkt an einem unserer zahlreichen BayWa-Standorte. Wir sind für Sie da!

Holstein Kühe

Rinder für die Milchviehhaltung – Rassen & Eigenschaften

In der Milchviehhaltung sind bestimmte Rinderrassen aufgrund ihrer speziellen Merkmale besonders beliebt. Sie unterscheiden sich in Milchleistung und Inhaltsstoffen der Milch, teilweise aber auch in Futterverwertung, Robustheit und Eignung für verschiedene Haltungsformen.

  • Das Deutsche Holsteinrind (schwarzbunt und rotbunt) ist in Deutschland die führende Milchrasse und macht etwa 50 bis 60 Prozent aller Milchkühe aus. Es zeichnet sich durch eine sehr hohe Milchleistung aus (Hochleistungsrasse).
  • Das Jersey-Rind ist bekannt für seine besonders fettreiche Milch, die sich hervorragend für die Käseherstellung eignet. Es kommt jedoch in Deutschland eher selten zum Einsatz.
  • Auch Zweinutzungsrassen mit Milchfokus wie (Simmentaler) Fleckvieh (circa 20 bis 25 Prozent des Milchviehs), Angler/Deutsches Rotvieh und Deutsches Braunvieh eignen sich für die Milchproduktion und weisen eine hohe Milchleistung auf.

Lebenszyklus einer Milchkuh

Phase Beschreibung
Geburt Der Lebenszyklus einer Milchkuh beginnt mit ihrer Geburt, die meist direkt auf dem Betrieb erfolgt. Unmittelbar nach der Geburt erhält das Kalb innerhalb der ersten zwei Stunden Kolostrum (Biestmilch), um die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken – häufig über eine Flasche oder einen Eimer mit Sauger.
Aufzucht Bei konventioneller Haltung wird das Milchkuh-Kalb bereits wenige Stunden oder Tage nach der Geburt von seiner Mutter getrennt. In den ersten acht Lebenswochen wird es zunächst einzeln, danach in Gruppen gehalten. In dieser Phase erfolgt auch meist das Enthornen (zweite bis sechste Woche). In Bio-Betrieben bleiben die Kälber länger bei der Mutter oder es wird mit Ammenkuh-Systemen oder muttergebundener Kälberhaltung gearbeitet.
Jungtierphase & Zuchtreife Auch wenn eine Kuh erst mit 2,5 bis 3 Jahren ausgewachsen ist, erreichen die Jungtiere ab einem Alter von etwa 12 bis 15 Monaten ihre Zuchtreife und werden erstmals künstlich besamt.
Trächtigkeit & Kalbung Nach etwa neun Monaten (circa 285 Tagen) Trächtigkeit bringt die Kuh ein Kalb zur Welt. Abhängig von der Rasse ist sie also bei der ersten Kalbung durchschnittlich 24 bis 30 Monate alt.
Laktation

Mit der Kalbung beginnt die Laktationsphase, also der Milchproduktion, die etwa 305 Tage andauert und in drei Abschnitte unterteilt ist: Frühlaktation, Hochlaktation und Spätlaktation. Während dieser Zeit wird die Kuh regelmäßig gemolken. Ihr Kalb wird je nach Haltungsform von ihr getrennt. Etwa 60 bis 100 Tage nach der Kalbung wird eine Milchkuh normalerweise erneut besamt, um den jährlichen Zyklus zu erhalten.

Trockenstehzeit Vor der nächsten Kalbung folgt eine rund sechs- bis achtwöchige Trockenstehzeit. In dieser Phase wird die Milchproduktion eingestellt, damit sich das Euter regenerieren und die Kuh auf die erneute Kalbung und kommende Laktation vorbereiten kann.
Danach beginnt der Zyklus erneut … … mit dem Ziel, jährlich ein Kalb pro Kuh zu haben. Eine leistungsstarke und fruchtbare Kuh durchläuft idealerweise vier bis sechs Laktationen, der Durchschnitt liegt bei etwa zwei bis drei Laktationen.
Ausscheiden aus dem Betrieb Mit durchschnittlich etwa 5,5 Jahren scheidet eine Milchkuh schließlich aus dem Milchviehbetrieb aus – zumeist aufgrund von Fruchtbarkeitsstörungen, Euter- oder Stoffwechselerkrankungen. Viele dieser Kühe werden anschließend als Schlachtkühe vermarktet.

 

Wissenswertes rund um die Milchkuh

  • Anzahl Milchkühe in Deutschland: 2024 gab es in Deutschland 3,67 Mio. Milchkühe. Trotz rückläufiger Zahlen zählt Deutschland dank steigender Milchleistung zu den führenden EU-Ländern beim Kuhbestand. (Quelle: Statista ↗)
  • Milchkühe/Betrieb: Innerhalb der letzten 30 Jahre stieg die Anzahl der Tiere pro Betrieb von durchschnittlich 27 Kühen auf etwa 74 Kühe. (Quelle: Statista ↗)
  • Lebenserwartung/Nutzungsdauer: Theoretisch hat eine Kuh eine biologische Lebenserwartung von etwa 20 Jahren. In der Praxis wird eine Kuh durchschnittlich fünf bis sechs Jahre alt, bevor sie aus der Milchproduktion genommen und geschlachtet wird.
  • Gewicht: Abhängig von der Rasse wiegt eine ausgewachsene Milchkuh zwischen 500 und 800 Kilogramm.
  • Hörner: Obwohl ursprünglich fast alle Rinderrassen Hörner trugen, sind heute über 90 Prozent der Milchkühe hornlos – entweder durch Enthornung oder genetische Zucht.
  • Milchleistung: Hochleistungskühe geben im Schnitt über 10.000 Liter Milch pro Jahr, Spitzenkühe sogar bis zu 15.000 Liter. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Milchleistung einer „normalen“ Milchkuh liegt bei etwa 8.500 bis 9.000 Litern pro Jahr.
Milchviehstall von außen

Milchviehstall – Aufbau, Technik & Anforderungen

Ein moderner Milchviehstall muss tiergerecht, arbeitswirtschaftlich sinnvoll und zukunftsfähig geplant sein. Zentral sind dabei unter anderem die passende Stallgröße und ein strukturierter Grundriss, der die Funktionsbereiche Melken, Fressen, Liegen, Laufen und Separieren effizient integriert. Betriebliche Abläufe, gesetzliche Vorgaben sowie regionale Gegebenheiten spielen ebenso eine Rolle wie geeignete Melk- und Fütterungssysteme, ausreichende Lüftung, Licht, Hygiene und Bewegungsmöglichkeiten.

Die Wahl des Stalltyps/Haltungssystems hängt in der Praxis oft von der Betriebsgröße ab:

  • Kleine Milchviehbetriebe setzen häufig auf einfache Laufställe oder Offenfrontställe mit manueller Technik.
  • Bei mittleren Betrieben empfiehlt sich ein mehrreihiger Laufstall oder Offenstall mit zentralem Futtertisch und Melkstand oder einem einzelnen Melkroboter sowie teilautomatisierter Technik.
  • Vollautomatisierung wird vor allem in Großbetrieben benötigt, um die oft mehrhäusigen Stallanlagen optimal zu bewirtschaften.
  • Alternative Haltungssysteme wie Tretmist- oder Strohställe bieten hohen Liegekomfort für die Milchkühe und eignen sich ebenfalls für kleinere bis mittlere Betriebe. Sie erfordern jedoch ein sorgfältiges Hygienemanagement.

Die Einrichtung des Milchviehstalls richtet sich nach Gebäudeform, Haltungsform, Kuhzahl und Automatisierungsgrad. Beim Füttern, Melken und Entmisten stehen Ihnen verschiedene Systeme zur Auswahl.

Ob Modernisierung der Stallausstattung, Umbau oder schlüsselfertiger Neubau – Die BayWa Steht Ihnen mit professioneller Beratung, Planung und Umsetzung kompetent zur Seite.

Laufstall für Milchkühe

Haltungsformen für Milchvieh

In der Milchviehhaltung hat sich in Deutschland weitestgehend der Laufstall durchgesetzt – entweder in geschlossener oder offener Bauweise (Offenstall). Dennoch existiert zu einem gewissen Prozentsatz – vor allem in kleinen Betrieben im Süden Deutschlands (unter anderem in Almbetrieben) – auch Anbindehaltung. Zeitweise Weidehaltung wird je nach Region und Betriebsform oft in Kombination mit Stallhaltung betrieben.

1) Laufstallhaltung (moderne Standardhaltung)

Bei der Milchviehhaltung im Laufstall können sich die Kühe frei im Stall bewegen. Dazu ist er in Fressbereich, Liegebereich, Laufgänge und Melkbereich unterteilt. Die Liegeflächen sind meist mit Gummimatten oder Einstreu (zum Beispiel Stroh) ausgelegt. Die Kühe begeben sich selbst zum Melkstand oder zu Melkrobotern (AMS). Ebenfalls verbreitete Varianten des Laufstalls sind der Tiefstreustall sowie der Kompoststall. Wenn Sie mehr über die verschiedenen Bauformen, die Vorteile oder die Herausforderungen erfahren möchten, lesen Sie gern in unserem Ratgeber zum Thema Laufstallhaltung weiter.

2) Anbindehaltung

Die Anbindehaltung ist als Haltungsform für Milchkühe rückläufig und vor allem noch in kleinen oder traditionellen Familienbetrieben in Hanglagen in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz zu finden. Dabei sind die Kühe einzeln an ihrem Fress- und Liegeplatz angebunden. Die Versorgung mit Futter und Wasser sowie die Entmistung erfolgen stationär. Auch die Melkung findet direkt am Platz – teilweise mit tragbarem Melkzeug – statt. Mehr über die Vor- und Nachteile sowie über den rechtlichen Status der Anbindehaltung erfahren Sie in unserem Ratgeber.

3) Weidehaltung

Bei der Weidehaltung erhalten die Kühe Zugang zu Weideflächen. Da der Melkvorgang auf der Weide jedoch schwierig ist, wird bei Milchvieh meist eine Kombination aus Freilandhaltung und Stallhaltung umgesetzt (meist saisonale Weidehaltung im Sommer, Halbtagsweide oder Stundenweide). Eine ganzjährige Weidehaltung findet oft nur bei sehr günstigen klimatischen Bedingungen und eher in kleinen Bio-Betrieben statt.

Übrigens: Weidemilch ist kein gesetzlich geschützter Begriff, hat jedoch aufgrund des Images einen hohen Marktwert. Je nach Programm müssen die Kühe beispielsweise mindestens 120 Tage im Jahr sechs Stunden (Pro Weideland) oder aber das ganze Jahr (Demeter/Naturmilch) auf der Weide verbracht haben. Alles über die Weidehaltung von Rindern erfahren Sie in unserem Ratgeber.

Euter, die gemolken werden

Melkverfahren in der Milchviehhaltung

In der Milchviehhaltung dreht sich alles um die Milchleistung der Kühe und die Qualität der Milch. Das Melken ist daher Dreh- und Angelpunkt des Milchgewinnungs-Prozesses und erfolgt fast ausschließlich maschinell – entweder im Melkstand, im Melkroboter oder, seltener, mit einer mobilen Melkanlage.

Bei Melkrobotern beziehungsweise Automatischen Melksystemen (AMS) entscheiden die Kühe selbst wann und wie oft sie zum Melken gehen. Meist begeben sie sich selbstständig zwei- bis fünfmal täglich zum Melken. Das System erkennt das jeweilige Tier via ein Transponderhalsband. Es reinigt das Euter, erfasst die Zitzen mithilfe von Laser oder Kamera und melkt individuell. Dabei wird unter anderem die Milchmenge, die Leitfähigkeit und die Eutergesundheit gemessen beziehungsweise überprüft. Roboter und automatische Systeme erfordern zwar höhere Investitionskosten, ermöglichen jedoch flexible Melkzeiten, sparen Arbeitszeit und erfassen detailliert die Daten einer jeden Kuh.

Beim konventionellen, stationären Melkstand werden die Kühe dorthin getrieben und fixiert. Das Melkpersonal steht unter oder neben dem Melkstand. Auch hier werden die Zitzen gereinigt und kontrolliert, dann wird die Melkmaschine mit vier Zitzengummis an das Euter angeschlossen. Die Maschine arbeitet mit einem Vakuum und Pulsationen, die das Saugen imitieren. Der Melkvorgang dauert etwa fünf bis zehn Minuten. Je nach Anordnung der Tiere stehen zum Beispiel Fischgräten-, Side-by-Side- oder Swing-over-Systeme zur Verfügung. Beim Melken mit Melkständen herrscht ein fester Rhythmus, nach dem in der Regel zweimal täglich (meist morgens und abends) gemolken wird. In Hochleistungsbetrieben wird bis zu dreimal täglich gemolken. Je nach Anzahl der Tiere und Personen kann ein Melkdurchgang mehrere Stunden in Anspruch nehmen. 

Bei allen Systemen wird die Milch direkt in einen gekühlten Milchtank geleitet (circa vier Grad Celsius), wo sie bis zur Abholung aufbewahrt wird. Nach Abschluss des Melkvorgangs löst sich das Melkzeug meist automatisch und die Zitzen werden mit einem Desinfektionsmittel (Dipmittel) behandelt. Alle Melksysteme müssen regelmäßig gereinigt werden, um der Bildung von Keimen entgegenzuwirken.

fressende Kühe

Fütterung von Milchvieh

Die Milchviehfütterung ist das zentrale Steuerungsinstrument zur Sicherung von Gesundheit, Leistung und Wirtschaftlichkeit. Grundlage jeder Ration ist die bedarfs- und analysebasierte Berechnung, wobei zentrale Kennzahlen wie Rohprotein (XP), Nettoenergie Laktation (NEL), Strukturanteile (NDF/ADF), Zucker, Stärke und nXP eine entscheidende Rolle spielen. Die Futteraufnahme der Tiere hängt stark von der Milchleistung, dem Laktationsstadium, dem Körpergewicht, der Futterqualität sowie Fressplatzgestaltung und Gesundheitsbedingungen ab.

Der Rationsaufbau basiert in der Regel auf 60 bis 80 Prozent Grundfutter (wie Gras- oder Maissilage, Heu), ergänzt durch 20 bis 40 Prozent Kraftfutter (zum Beispiel Getreide, Sojaschrot) und Mineralfutter zur Deckung des Mikronährstoffbedarfs. Wasser ist ein lebenswichtiger, oft unterschätzter Bestandteil – eine Kuh benötigt bis zu 200 Liter täglich.

Die Rationsgestaltung erfolgt idealerweise in vier Schritten:

  • Erfassung der Tierdaten
  • Berechnung des Nährstoffbedarfs
  • Analyse der Futtermittel
  • Zusammenstellung einer bedarfsgerechten Ration

Dabei muss auf Schwankungen in der Futterqualität geachtet und die Ration regelmäßig angepasst werden.

Eine phasengerechte Fütterung im Laktationszyklus – von der Galtphase über die Früh- und Mittellaktation bis zur Spätlaktation – ist essenziell, um Leistungsabfälle und Stoffwechselstörungen zu vermeiden. Besonders Hochleistungskühe erfordern hochverdauliche Rationen, Pansenpuffer und intensive Kontrolle.

liegende Kuh

Rinderkrankheiten bei Milchvieh

Nur gesunde Kühe erreichen gute Milchleistungen, bleiben fruchtbar und langlebig. Die Eckpfeiler für eine gute Milchviehgesundheit beruhen auf einem konsequenten Management mit regelmäßigen Kontrollen:

  • Eine ausgewogene Fütterung, angepasst an die Laktationsphase, ist entscheidend für die Stoffwechselstabilität. Plötzliche Futterwechsel sollten vermieden werden, um Krankheiten wie Ketose oder Pansenazidose vorzubeugen.
  • Ausreichend Bewegung unterstützt die Verdauung, Klauengesundheit und das allgemeine Wohlbefinden.
  • Saubere, gut belüftete Ställe mit ausreichend Platz beugen Atemwegs- und Klauenerkrankungen vor.
  • Regelmäßige tierärztliche Kontrollen, Impfungen und Gesundheitsmonitoring ermöglichen frühzeitiges Erkennen und Behandeln von Krankheiten.
  • Klauenpflege und eine gezielte Trockenstellung sichern die Gesunderhaltung der Tiere zusätzlich ab.
  • Ein ruhiger Umgang mit den Tieren reduziert Stress und stärkt das Immunsystem.

Informationen zum Thema "Gesunde und vitale Rinder"

Sie haben Fragen zum Thema "Gesunde und vitale Rinder"? Dann nutzen Sie doch einfach unser Kontaktformular! Schildern Sie uns Ihr Anliegen gerne so detailliert wie möglich.

mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder

Bitte nennen Sie uns Ihre E-Mail-Adresse, damit wir mit Ihnen in Kontakt treten können.

Optional